Die Wirbelsäule ist das zentrale Achsenorgan des menschlichen Körpers. Sie besteht aus einer Reihe von 33 knöchernen Wirbeln, die in fünf Abschnitte unterteilt sind: Halswirbelsäule (7 Wirbel), Brustwirbelsäule (12 Wirbel), Lendenwirbelsäule (5 Wirbel), Kreuzbein (5 verschmolzene Wirbel) und Steißbein (4–5 verschmolzene Wirbel).
Die Wirbelsäule hat viele wichtige Funktionen, einschließlich des Schutzes des Rückenmarks, der Unterstützung des Körpers und der Beweglichkeit. Die Bandscheiben zwischen den Wirbeln dienen als Stoßdämpfer und ermöglichen es der Wirbelsäule, sich zu biegen und zu drehen.
Regelmäßige Bewegung, gute Körperhaltung und eine gesunde Ernährung können dazu beitragen, die Gesundheit der Wirbelsäule zu erhalten. Bei schweren Problemen sollte man jedoch einen Arzt aufsuchen, der eine genaue Diagnose stellen und eine geeignete Behandlung empfehlen kann.
Es gibt eine Vielzahl von Krankheitsbildern, die die Wirbelsäule betreffen können. Einige der häufigsten sind:
Bandscheibenvorfall
Ein Bandscheibenvorfall tritt auf, wenn der innere Kern einer Bandscheibe durch einen Riss im äußeren Ring austritt und auf benachbarte Nerven drückt, was zu Schmerzen, Taubheit und Schwäche führt.
→ Behandlungsmöglichkeiten
Spinalkanalstenose
Dies tritt auf, wenn der Wirbelkanal, der das Rückenmark umgibt, sich verengt und auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln drückt. Dies kann Schmerzen, Taubheit und Schwäche in den Beinen verursachen.
→ Behandlungsmöglichkeiten
Osteoporose
Dies ist eine Knochenerkrankung, die zu einem Verlust an Knochendichte und -stärke führt, was zu einem erhöhten Risiko für Wirbelkörperfrakturen führt.
Skoliose
Dies ist eine seitliche Krümmung der Wirbelsäule, die zu Schmerzen und Funktionsstörungen führen kann.
→ Behandlungsmöglichkeiten
Operative Behandlungen an der Wirbelsäule werden in unserer Praxis nicht angeboten.
Dr. med. Thomas Meschenmoser
Die Bandscheibe besteht im Inneren aus einem elastischen Gallertkern, der von einem straffen äußeren Faserring gehalten wird. Dies führt zu einer federnden Lagerung der Wirbelkörper zueinander.
Im Laufe des Lebens kommt es zu degenerativen Veränderungen mit zunehmenden feinen Rissen im Faserring und Vorwölbung der Bandscheibe in Richtung Wirbelkanal. Beim Bandscheibenvorfall reißt der Faserring insbesondere bei einer plötzlichen körperlichen Anstrengung mit exzentrischer Druckbelastung und der Gallertkern durchbricht den gerissenen äußeren Ring. Ein erster Häufigkeitsgipfel dafür ist im Alter von Anfang Zwanzig, ein zweiter Ende der Vierzig. Die meisten Vorfälle betreffen die untere Lendenwirbelsäule und seltener die untere Halswirbelsäule.
Beim akuten Auftreten kommt es zu ausstrahlenden Schmerzen in ein Bein (Ischialgie) oder einen Arm (Brachialgie). Wenn sie von Gefühlsstörungen mit Taubheit und Kribbeln begleitet werden, ist von der Kompression einer Nervenwurzel auszugehen. Bei ausgeprägtem Druck auf den Nerven kommt es zu Abschwächungen der Kraftentfaltung mit Lähmungen. Dies ist als dringlicher Notfall zu werten mit Operations-Notwendigkeit innerhalb von zwei Tagen, bei einem ausgedehnten Vorfall (Massenvorfall) mit Verlegung des Wirbelkanals und Störung der Blasen- und Mastdarmfunktion innerhalb von 24 Stunden. Ansonsten droht der Wurzeltod als irreversible Störung der Nervenfunktion mit lebenslang bleibenden Ausfällen.
Die genaue Erhebung der Vorgeschichte und die körperliche Untersuchung können eine Nervenkompression erkennen. Es folgt dann die dringliche Abklärung mittels Computer- oder Kernspintomographie.
Konservative Therapien
Die überwiegende Zahl der Bandscheibenvorfälle ist konservativ behandelbar. Die bedarfsorientierte medikamentöse Schmerztherapie wird durch Physiotherapie ergänzt. Wärme und regelmäßiges Bewegen sind wichtige Maßnahmen, die der Patient selbst durchführen kann. In den meisten Fällen lässt sich die Therapie ambulant durchführen.
Operative Therapien
Im Falle von Lähmungen oder trotz konservativer Therapie über 2 Monate anhaltenden Schmerzen wird eine Operation angeraten. Unter dem Mikroskop wird das vorgefallene Bandscheibengewebe entfernt. Eventuell wird ein Platzhalter zwischen den Wirbelkörpern eingesetzt, um eine unphysiologische Annäherung der Wirbel zu vermeiden. Dies könnte sonst zu anhaltenden Schmerzen führen.
Nach einer Operation der lumbalen Wirbelsäule erfolgt meist nach einem Zeitintervall von einem Monat eine stationäre Reha-Behandlung, nicht unbedingt nach einem entsprechenden Eingriff an der Halswirbelsäule.
Zur Vorbeugung von Bandscheibenschäden sind das Vermeiden starker axialer Wirbelsäulenbelastungen wichtig. Eine gut trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur sind präventiv wichtig. Hier kann bei der Krankenkasse zum Beispiel ein Antrag auf Rehasport gestellt werden mit regelmäßigem Training zum Muskelaufbau.
Einseitige Körperbelastungen im Beruf mit zum Beispiel ständigem Sitzen sollten vermieden und ein Wechselrhythmus der Belastung angestrebt werden. Übergewicht begünstigt die Bandscheibendegeneration und sollte abgebaut werden. Rückenfreundliche Sportarten wie Schwimmen, Gymnastik, Fitness, Wandern, Walken, Radfahren und Skilanglauf sind zu bevorzugen. Schwere Lasten sollten immer körpernah getragen werden mit Anheben beim in die Knie gehen mit aufrechtem Rücken. Hier kann ein Rückenschulkurs, dessen Kosten von der Krankenkasse übernommen werden, hilfreich sein.
Dr. med. Thomas Meschenmoser
Die Spinalkanalstenose ist eine Einengung des Wirbelkanals, in welchem sich bis zur oberen Lendenwirbelsäule das Rückenmark befindet, unterhalb davon nur noch die Nervenwurzeln verlaufen bis zu ihren Austrittsstellen über die Wurzellöcher. Die Spinalkanalstenose ist in aller Regel eine Erkrankung älterer Patienten.
Durch eine Verengung des Spinalkanals kann es zur Druckentwicklung auf die Spinalwurzeln und das Rückenmark kommen. Ursache sind meistens verschleißbedingte Veränderungen mit knöchernen Auftreibungen an den Wirbeln sowie Lockerung und Verlagerung der Bandscheiben. Bei Schwächung des Bandapparates zwischen den Wirbeln kann es auch zu Verschiebungen der Wirbelkörper kommen (Wirbelgleiten/-instabilität), was den Wirbelkanal ebenfalls einengen kann. Die resultierende Kompression der neurogenen Strukturen führt zu Schmerzen.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule resultiert aus der Einengung eine Einschränkung der Gehstrecke, es entsteht die Claudicatio spinalis, die Schaufensterkrankheit des Rückens. Nach einer bestimmten Wegstrecke nehmen die Beschwerden der Lendenwirbelsäule zu, die Schmerzen strahlen in die Beine aus und es kommt zu Missempfindungen mit Taubheit und Kribbeln. Pausieren und nach vorne Beugen lindern, abwärts gehen ist schlimmer, Radfahren geht meist gut.
Im Bereich der Halswirbelsäule können, wenn das Halsmark einklemmt, die Beschwerden in die Arme und die Beine ausstrahlen, da in ihm die langen Nervenbahnen bis nach unten laufen. Es resultieren auch hier Nervenstörungen eventuell aller Extremitäten mit Gangunsicherheit, Blasen- und Mastdarmstörungen und Potenzproblemen.
Die Schilderungen des Patienten und die genaue körperliche Untersuchung können im entsprechenden Lebensalter auf eine Spinalkanalstenose hinweisen. Zur Abklärung werden technische Untersuchungen eingesetzt, neben Röntgen zum Nachweis von Instabilitäten insbesondere die Computer- und Kernspintomographie. Eine neurologische Untersuchung kann die Nervenausfälle dokumentieren und quantifizieren.
Therapie
Die mechanisch bedingte Einengung des Spinalkanals kann nur operativ dauerhaft beseitigt werden. Solange keine Lähmungen eingetreten sind, können konservative Therapien lindern. Hier sind eine medikamentöse Schmerztherapie, Akupunktur und Physiotherapie zur Stabilisierung und zum Muskelaufbau zu nennen.
Bei zunehmenden Schmerzen und Gangunsicherheit sollte mit einer Operation nicht lange zugewartet werden, da sonst die Ausfälle irreversibel sein können. Unter mikroskopischer Sicht werden Verdickungen des Weichgewebes und knöcherne Wulstungen zur Dekompression der Nerven und des Rückenmarkes entfernt. Bei einer Instabilität sollte zusätzlich eine Versteifung des betroffenen Segmentes erfolgen. Es wird die Bandscheibe zwischen den Wirbelkörpern entfernt und ein Platzhalter eingesetzt, auf dass sich die Wirbelkörper nicht unphysiologisch annähern. Hierdurch könnten ansonsten chronische Schmerzen resultieren.
Eine stationäre Reha-Maßnahme schließt sich nach einer Latenz von circa einem Monat an, nicht unbedingt nach einer Versteifung. Im Vordergrund der Nachbehandlung steht die Physiotherapie.
Dr. med. Michael Räther
Zu den Fehlhaltung der Wirbelsäule zählen
Skoliose: Je nach Richtung der falschen Krümmung spricht man von einer Skoliose (seitliche Verbiegung mit Verdrehung der Wirbelkörper um die eigene Achse).Hyperkyphose oder Rundrücken (bei starker Krümmung nach vorn auf Höhe der Brustwirbel) Hyperlordose oder Hohlkreuz (Krümmung der Wirbelkörper im unteren Rücken nach vorne)Ein Flachrücken bedeutet eine Aufhebung der Krümmung im oberen unteren Bereich der Wirbelsäule.
Konservative Therapien
Zielführend ist ein Muskelaufbautraining der Rückenstrecker und des Bauches, zunächst unter physiotherapeutischer Anleitung.
Zu einem späteren Zeitpunkt ein erlerntes eigenständiges Training am Gerät oder mit eigenem Körpergewicht.
Dr. med. Michael Räther
Von einer muskulären, funktionellen Haltungsschwäche spricht man, wenn der Betroffene die Wirbelsäule im Stehen und mit gerade ausgestreckten Händen nicht länger als 30 Sekunden aufrecht halten kann. Muskelschwächen werden meist von Schmerzen begleitet.
Konservative Therapien
Therapeutisch erfordert eine Muskelschwäche, eine körperliche und sportliche Aktivität, eventuell unter Aufsicht eines Physiotherapeuten.
Dr. med. Michael Räther
Bei der Skoliose handelt es sich um eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule, wobei die Wirbelkörper dreidimensional verformt sind. Gleichzeitig rotiert die Wirbelsäule um die Längsachse. Brust- und Lendenwirbelsäule können ebenso betroffen sein wie die Übergangsbereiche zwischen verschiedenen Wirbelsäulenabschnitten. Dadurch wird meist auch die Halswirbelsäule überbelastet. Ursache: In ungefähr 90 % der Fälle ist die Ursache der Skoliose unbekannt, welche man als idiopathische Skoliose bezeichnet. Therapie der Skoliose: In den meisten Fällen besteht eine familiäre Vorbelastung. Eine ausgeprägte Differenz der Beinlängen kann ebenfalls zu einer Skoliose führen, dies erfordert meist ein Beinlängenausgleich an Schuhen oder mit einer Schuheinlage. Eine leichte Skoliose ist unproblematisch und muss nicht behandelt werden. Bei mittelschweren Formen kann eine Physiotherapie oder auch ein spezielles Korsett helfen, das den Rücken gerade ausrichtet. Eine schwere Skoliose hingegen sollte möglichst früh in speziellen Wirbelsäulenzentren operiert werden.
Konservative Therapien
Wichtig ist in allen Fällen der angeborenen oder nicht angeborenen Fehlhaltungen, eine körperliche/sportliche Aktivität, beginnend im Kindes- und Jugendalter.
Unterstützend kann Physiotherapie durchgeführt werden.
Ärztliche Partnerschaft
Ärztehaus Singen
Kreuzensteinstraße 7
78224 Singen